Wege zur Dekarbonisierung in der Baubranche

Internationales Xella Fachkolloquium

Mehr als 100 Vertreter der internationalen Porenbeton- und Kalksandstein-Industrie, Wissenschaft und Forschung kamen Mitte Oktober zum ersten wissenschaftlichen Fachkolloquium „Mineralisches Bauen in Zeiten des Klimawandels“ in Berlin zusammen. Die Xella Technologie- und Forschungsgesellschaft mbH initiierte das eintägige Treffen im Humboldt Forum im Berliner Stadtschloss, auf dem die Vorträge vor allem die Frage erörterten, „Wie lässt sich die Baustoffindustrie ökologisch und ökonomisch vernünftig dekarbonisieren?“

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Bildquelle: Xella

Das Internationale Xella Kolloquium fand zum ersten Mal statt und diente den Teilnehmern als wichtige internationale Diskussionsplattform für die Zukunft der Porenbeton- und Kalksandsteinindustrie. Veranstalter war die Xella Technologie- und Forschungsgesellschaft mbH unter Vorsitz ihres CEOs Torsten Schoch

Das Thema Forschung besitzt für den internationalen Baustoff-Produzenten Xella schon seit Jahrzehnten einen besonderen Stellenwert. Nur wenige Unternehmen der Baustoffbranche in Europa betreiben ein eigenes Technologie- und Forschungszentrum. Die Xella Technologie und Forschung ist unter anderem für Grundlagenforschung, Produkt- und Prozessoptimierung und Qualitätssicherung zuständig. Seit Langem steht auch das Thema Nachhaltigkeit der eigenen Produkte und Prozesse im Mittelpunkt der Forschungsarbeiten. „Xella verfolgt eine klare Strategie der Nachhaltigkeit. Klimagerechtes Bauen gehört zu den Grundsätzen für die Produktentwicklung“, erklärte Torsten Schoch, CEO der Xella Technologie- und Forschungsgesellschaft.

Expertentreffen für die Zukunft der Branche

Das Treffen in Berlin diente zum einen dazu, den Status Quo bezüglich der Dekarbonisierung in der Porenbeton- und Kalksandstein-Herstellung zu bestimmen, aber auch um zukünftige Lösungsansätze zu erörtern. Insgesamt 19 Referentinnen und Referenten präsentierten aktuelle Ergebnisse aus Wissenschaft und Praxis. Nach einleitenden Worten von Torsten Schoch und dem CEO der Xella Group, Christophe Clemente sowie Hans-Dieter Hegner, dem Vorstand des Baubereichs der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss, gab es auch eine wichtige Stimme aus der Politik. Die Europaabgeordnete Hildegard Bentele wurde aus Brüssel zugeschaltet und sprach in Ihrem Beitrag über den „European Green Deal“ und das ambitionierte Ziel der Klimaneutralität bis 2050.

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Bildquelle: Xella Technologie- und Forschungsgesellschaft / PR-Agentur Große

Zu den Keynote Speakern gehörte auch der CEO der Xella Group, Christophe Clemente. Er verdeutlichte die Dringlichkeit, die CO2-Emissionen in der Baustoffindustrie zu senken und eine nachhaltige Produktion zu gewährleisten

Die insgesamt vier Tagungsabschnitte, die das Thema der Dekarbonisierung aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchteten, gaben die Richtung deutlich vor: Die ganze Porenbeton- und Kalksandsteinindustrie gestaltet nicht nur ihre Produktion nachhaltig, sondern im Idealfall die gesamte Wertschöpfungskette.

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Insgesamt 19 nationale und internationale Rednerinnen und Redner aus Industrie und Forschung waren auf der Konferenz und präsentierten aktuelle Forschungsergebnisse und Arbeiten zur Porenbeton- und Kalksandsteinindustrie

Dekarbonisierung als Lösung

Wie fortgeschritten einige Ansätze sind, zeigte zum Beispiel Dr. Volker Thome vom Fraunhofer Institut für Bauphysik. Er stellte ein patentiertes Verfahren vor, dass die Recyclingfähigkeit von Porenbeton verbessert. Das Verfahren, genannt „ENSUBA“, dient der Entsulfatisierung von Bauschutt. Dadurch ließe sich in Zukunft ein wesentliches Problem beim Recycling von Porenbeton beheben.

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Dr. Volker Thome vom Fraunhofer Institut für Bauphysik stellte ein innovatives Verfahren zum Recycling von Porenbeton vor

Ebenso stand die Mauerwerksproduktion im Fokus. Wie kann der Prozess so gestaltet werden, dass der Ressourceneinsatz minimiert wird und zugleich eine ökonomisch sinnvolle Produktion gewährleistet wird?

Ein Ansatz sind innovative Produktionsverfahren, wie sie Dr. Oliver Kreft, Verantwortlicher für Kreislaufwirtschaft bei der Xella Technologie- und Forschungsgesellschaft, zum Thema „Potenziale der Kreislaufwirtschaft zur Reduzierung des CO2‑Ausstoßes der Porenbetonindustrie“ vorstellte. Um die Deponierung von Bauabfällen aus Porenbeton zu minimieren, soll in Zukunft der schon heute in der Produktion eingesetzte Anteil an Porenbetonmehl (zerkleinerte sortenreine Produktionsreste bzw. Verschnittreste von Baustellen) bis 2030 verdoppelt werden. Diese Maßnahme hat das Potential, enorme Aufnahmekapazitäten für Altporenbeton aus dem Gebäudeabbruch bzw. Rückbau zu generieren. Darüber hinaus ließen sich die rohstoffbedingten CO2‑Emissionen der Porenbetonherstellung allein innerhalb der Xella Deutschland GmbH um bis zu 36 kt pro Jahr verringern.

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Wissenschaftliche Forschung ist für die Bauwirtschaft unersetzlich: Prof. Thomas Lützkendorf vom KIT sprach über die Lebenszyklusanalyse von Gebäuden und Baustoffen

In allen Beiträgen wurde deutlich: CO2‑Einsparungen sind nur durch eine konsequente Optimierung der Herstellungsprozesse, sowie Ersatz oder Reduzierung von energieintensiven Vorprodukten wie Zement oder Kalk möglich.

Auch die Implementierung einer echten Kreislaufwirtschaft zur Grundlage des unternehmerischen Handelns im Bausektor wurde immer wieder betont.

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Über die Entwicklungen zur Optimierung des Produktionsprozesses bei Xella berichtete Dr. Oliver Kreft. Er ist Verantwortlicher für Kreislaufwirtschaft bei der Xella Technologie- und Forschungsgesellschaft

Gesetzlicher Rahmen muss stimmen

Das Thema „Nachhaltigkeit auf Gebäudeebene“ leitete Prof. Thomas Lützkendorf vom Karlsruher Institute of Technology (KIT) mit seinem Beitrag zu Lebenszyklusanalysen von Baustoffen ein. „Life Cycle Assessments“ (LCA) sind unabdingbar, um die Nachhaltigkeit von Baustoffen und damit Gebäuden als Ganzes zu bestimmen. Die anschließenden Präsentationen von Dr. Alexander Röder und Prof. Natalie Eßig waren ebenso auf die Wichtigkeit der richtigen Deklaration von Baustoffen ausgerichtet. Weit mehr als Formalitäten, sind die „Environmental Product Declarations“ (EPDs) und das „Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude“ (QNG) wichtig, um den Nachhaltigkeitsprozess auch auf dieser Ebene zu zertifizieren.

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Über die Wichtigkeit von klar definierten Bewertungsinstrumenten für das nachhaltige Bauen sprach Prof. Natalie Eßig, Gründerin ESSIGPLAN GmbH und Professorin der Fakultät Architektur, Hochschule München

Eine Kernbotschaft des Kolloquiums war: Wege zur Dekarbonisierung der Bauwirtschaft werden weltweit gesucht. So berichtete beispielsweise Paula Alvarez Pino, Associate Director of the Sustainable Smart Cities Research Center von der University of Alabama at Birmingham (UAB), über die Bemühungen, in den USA nachhaltiges Bauen mit den Baustoffen Porenbeton und Kalksandstein zu etablieren. Nicht umsonst sprach Christophe Clemente von einer „globalen“ Herausforderung, auch wenn der Bausektor an sich sehr „lokal“ ist.


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2022-11-15
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