Amsterdamer Stadtgeschichten

Holzhybridbau „Stories“ von Olaf Gipser Architects

In Amsterdam wandelt sich ein ehemaliges Hafen- und Industriegebiet in ein nachhaltiges Vorzeige-Stadtviertel. Als Baugruppen-Projekt entstand dort das Wohn- und Gewerbegebäude Stories – ein Holzhybridbau mit einer tiefen, weißen Stahlfassade, die Raum für Pflanznischen und Wintergärten bietet. Stories ist von Olaf Gipser Architects nach den Prinzipien des „offenen Bauens“ konzipiert und erfüllt die zeitgemäßen Anforderungen an ein gemeinschaftliches, nachhaltiges und gesundes Leben inmitten der Großstadt.

Das Gewerbegebiet Polder Buiksloterham im Norden Amsterdams soll sich bis 2030 nach und nach in ein Vorzeige-Stadtviertel mit geschlossenen Materialkreisläufen verwandeln. Heute präsentiert sich die Gegend als spannendes Mischgebiet, in dem Baugruppenprojekte und Nullenergiehäuser zwischen Logistikbetrieben und Baumärkten entstehen.

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Bildquelle: MWA Hart Nibbrig

Stories ist als Holzhybridbau konzipiert: der dreigeschossige Sockel besteht aus Stahlbeton, die 10 Stockwerke darüber sind in Holzbauweise errichtet.

Ein solches Projekt ist Stories. Es steht an der Kreuzung einer Hauptverkehrsachse mit einem alten Hafenbecken. Stories ist 46 Meter hoch und zählt 13 Geschosse, von denen die oberen zehn in Holzbauweise errichtet sind. Umwickelt ist der Bau rundum mit einer filigranen, weißen Stahlfassade mit hohen Pflanznischen.

Nachhaltiger Wohnraum für Baugruppen

Das Bauvorhaben ging aus einer Ausschreibung hervor, auf die sich Baugruppen bewerben durften. Insgesamt befinden sich in dem Gebäude 29 individuell gestaltete Wohnungen und sechs Gewerbeeinheiten. Die Wohnungen sind zwischen 43 und 235 Quadratmetern groß. Im Sockel sowie im 7. und 11. Stock erstreckt sich jeweils eine Loftwohnung über zwei Etagen.

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Bildquelle: MWA Hart Nibbrig

Die filigrane Stahlfassade, die das Gebäude umschließt, bietet mit großen Pflanz-Nischen Raum für Biodiversität.

Holzhybridbau

Der dreigeschossige Sockel besteht aus Beton. Darüber erhebt sich der 32,5 Meter hohe Turm, der aus Brettschichtholz konstruiert wurde. Den Turm haben die Architekten an die Straßenseite gerückt, so dass Raum für eine gemeinschaftliche Dachterrasse blieb. Pro Geschoss bilden 15 tragende, 160 bis 240 mm dicke Elemente ein Raster mit einem Achsmaß von 4,80 Meter. Diese Holzportale haben große Öffnungen, die eine flexible Einteilung mit bis zu sechs Wohnungen pro Geschoss erlauben. Um zukünftige Veränderungen zu ermöglichen, wurden außerdem mehr Türöffnungen als nötig in den Korridorwänden angelegt.

Vorgefertigte Fassade mit Stahlregal

Die Fassaden von Stories bestehen aus vorgefertigten Holzskelettbauelementen. Davor steht ein zwei Meter tiefes Stahlregal mit paarweise gestapelten Balkonen, von den Nachbarbalkonen getrennt durch sechs Meter hohe Pflanznischen. Auf drei Seiten wächst in jeder Nische ein mehrstämmiger Baum. Auf der Nordseite ist das Regal nur 1,50 Meter tief und mit Kletterpflanzen bepflanzt.

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Bildquelle: MWA Hart Nibbrig

Flexibler Zugang zu den Pflanz-Nischen: Die raumhohen Schiebe-Dreh-Elemente von Solarlux können als schmale Glaspakete an der Seite geparkt werden.

Schwebende Gärten als biodiverser Lebensraum

Ziel der Architekten ist, dass die tiefe, begrünte Fassade nicht nur als Außenraum, Sicht- und Sonnenschutz und Feinstofffilter dient, sondern auch als Lebensraum für Insekten und Vögel. Architekt Olaf Gipser über das gewählte Konzept: „In Erwartung des mediterranen Klimas in den Niederlanden – und bereits jetzt – kühlt die begrünte Fassade das Gebäudevolumen an warmen Sommertagen und bietet gleichzeitig einen großzügigen Außenraum als Erweiterung der Wohn- und Arbeitsbereiche im Inneren.

Transparente Balkonverglasungen, die sich flexibel öffnen lassen, betonen die filigrane Anmutung der Stahlfassade. Sie sind so angeordnet, dass sie im Zusammenspiel mit den senkrechten Stabgeländern ein lebendiges Fassadenbild erzeugen.

Flexibler Witterungsschutz

Die Balkonverglasungen dienen dazu, die Außenbereiche der Wohnungen vor Lärm, Wind und Wetter zu schützen. Als thermischer Puffer sorgen sie außerdem für erhöhte Energieeffizienz und schützen die Bausubstanz. Ihre Funktionsweise ist intuitiv und beruht auf dem Schiebe-Dreh-Prinzip: Jedes Glaselement kann zur Seite geschoben und um 90° gedreht werden. Geparkt werden sie als schmale Glaspakete an der Seite. Auf diese Weise ist eine fast 100-prozentige Öffnung jeder Balkonfassade möglich. Olaf Gipser über die Wahl: „Solarlux ermöglichte eine filigrane Detailausbildung, die zu unserem Gesamtkonzept passt und gleichzeitig den Nutzern einen vollständig geschlossenen und öffenbaren Außenbereich bietet.“

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Bildquelle: MWA Hart Nibbrig

Die insgesamt 29 Wohnungen sind individuell gestaltet und zwischen 43 und 235 Quadratmeter groß.

Raumhoch oder auf Brüstung

Aufgrund unterschiedlicher Balkongrößen, Geschosshöhen und Positionen im Gebäude wurden die Verglasungen entweder raumhoch ausgeführt – als Zugang zu den schwebenden Gärten – oder auf eine Glas-Brüstung montiert. Insgesamt kamen zwölf Konfigurationen der Systeme SL 25 (auf Brüstung) bzw. SL 25 XXL (raumhoch) von Solarlux zum Einsatz. Darunter beispielsweise Varianten, bei denen sich die Glaselemente über beide Ecken „verfahren“ lassen und so der zuvor geschützte Balkon allseitig komplett geöffnet werden kann. Nachfolger der bewährten SL 25 ist die Systeminnovation Proline T von Solarlux.

Aus Erfahrung lernen

Das Projekt ist in vielerlei Hinsicht repräsentativ für die niederländische Herangehensweise an Nachhaltigkeit, die wenig Raum für Dogmatismus, aber dafür viel Platz für Innovation lässt. Weder ist es ein konsequenter Holzbau, noch ist die Einteilung komplett flexibel – und das war auch gar nicht der Anspruch. Es geht vielmehr darum, Experimente zu ermöglichen und aus den Erfahrungen zu lernen. „Beim nächsten Projekt kann man die Erfahrungen dann schon in der Konzeptphase einbringen“, sagt Olaf Gipser.


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